Lanzarote Tipps von Wolfgang Bark 3

Lanzarote Tipps: Warme Pullover

Lanzarote Tipps Patio, der Innenhof

Mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten. Das macht uns Petrus klar. In Erinnerung an unseren ersten Aufenthalt hier ist vorwiegend Sommerkleidung in unserem Gepäck. Zum Sonntagsmarkt in Teguise ziehe ich ein dickes Hemd unter den Pullover und eine Windjacke drüber und bedaure, dass ich keine Handschuhe mit habe.

Auf der Burg Sta.Barbara weht solch ein Sturm, dass es gefährlich ist, über die Zugbrücke ohne Geländer zu gehen. Filmen ist unmöglich, weil ich die Kamera nicht ruhig halten kann. Andere Urlauber in kurzen Hosen und flatterndem T-Shirt sind blaugefroren und zittern so, dass  sie den Geldschein für den wärmenden Brandy nicht aus der Tasche polken können. Verklären die Erinnerungen, oder haben wir in diesem Jahr Pech mit dem Wetter?

Mein großer Zeh sträubt sich, nur einmal ins Meer zu treten.

Lanzarote Tipps: Markttag in Teguise

Lanzarote Tipps Kamelreiten

Teguise, die alte Hauptstadt, ist am Markttag vor Menschen nicht zu sehen. Tanzgruppen auf den Plätzen signalisieren Volksfest. Natürlich werden die Touristen zum Kaufen animiert, warum haben sie sich sonst busweise hinkarren lassen. Keiner denkt daran, dass 1412 der Eroberer Jean de Béthencourt eine Kirche bauen ließ, seine Tochter Teguise mit dem örtlichen König verheiratete und so dieser Siedlung den Namen verliehen hat. Eben dieser Béthencourt war es, der dieses Archipel zur spanischen Krone gebracht und den Guanchen und den Berbern das Christentum aufgezwungen hat.

Lanzarote Tipps: Der Eremit in Nöten

Lanzarote Tipps Brandung

Im Süden gibt es herrliche Sandstrände, die Papageienstrände. Sie haben nur den Nachteil, dass sie zwei Fußstunden von Playa Blanca entfernt sind.  

Die Strände im Ort sind klein und gut besucht. Was macht da der Eremit? Er klettert über die Lavabrocken bis zum Meeresrand und genießt den Blick bis zum Horizont. Der Eremit  hört auf das Rauschen der Dünung. Er riecht den leichten Modergeruch von Tang bei Ebbe. Er schmeckt den Salzgeschmack des immerwährenden Windes.

Nur mit den Fingerspitzen prüfe ich die Temperatur des Wassers und bewundere die unbekleidete Dame, die - unter seltsamen Zuckungen zwar – aber doch forschen Schrittes in die Fluten steigt. Schade, das Fernglas wieder vergessen!

Vor der Nachbarinsel begegnen sich zwei Fähren. Am Horizont erscheint ein weißes Segel, und wenige Meter vor mir tuckert ein Außenborder am 2-Männer-Angelkahn. Die Männer gucken verbissen ins Wasser, als suchten sie Atlantis. Was suchen sie wirklich? Begleitet werden sie von Möwen, die mitunter steil aufs Wasser stürzen, um sofort wieder hochzuschießen. Sicher haben sie einen der kleinen Fische gefangen, die ich dort aus dem Wasser springen sehe.

Jetzt kommt ein älteres Paar, lässt sich ein Meter über mir nieder. Sie trällert leise, aber nachhaltig vor sich hin. Bald erscheint eine andere ergraute Dame, begrüßt mich mit „Guten Morgen“, pellt sich aus und lässt sich neben mir nieder. Die Trällernde verstummt, kommt zu der neben mir Sonnenbadenden und beginnt ein Palaver. Als ich meine, sie könnten sich ruhig lauter unterhalten, ich sei schwerhörig, bringe ich sie nur kurz zur Ruhe. Die Themen gehen den beiden Klaften nicht mehr aus bis die Möwen weg sind, und ich auch. Hüte dich vor älteren Damen, die freundlich „Guten Morgen“ sagen, zumindest wenn du das Meer in Ruhe genießen willst.        

Lanzarote Tipps: Lava Landschaft

Lanzarote Tipps Patio eines Restaurants

Wie kann man auf einer Atlantikinsel leben, die keinen Brunnen hat? Robinson Crusoe konnte wenigstens Regen als Trinkwasser nutzen; Regen gibt es hier nur an ein paar Tagen im Winter. Auf Lanzarote wird sogar Landwirtschaft betrieben, und Winzer leben vom Verkauf ihres Malvasiers. Ihr Wein ist kräftig und süffig. Die Rebstöcke wachsen in Lavagranulat, das den Tau speichert und an die Wurzeln abgibt. Dieses schwarze Granulat speichert auch die Sonnenwärme, was zum Reifen wichtig ist.

Manche Winzer haben sich dem Touristengeschmack gebeugt und keltern auch trockene Weine. Die haben ihren Geschmack verloren, sind aber teuer. Im Weinbaugebiet La Geria solltest du nicht dort einkehren, wo Reisebusse halten. In der abgelegenen Bodega von Antonio Suarez Cabrera haben wir einen Tischwein gefunden mit dem typisch harzigen Geschmack, intensiver gelber Farbe und einem herausfordernden Bouquet.

In den Wohnungen und in den Hotels kommt selbstverständlich Wasser aus der Wand. Das ist entsalztes Meerwasser aus Anlagen, die von Israel gebaut worden sind. Dieses Leitungswasser ist nur für äußerlich, schlimmstenfalls um eine bittere Tablette runterzuschlucken. Für Kaffee oder Tee solltest du importiertes Mineralwasser nehmen, 5 Liter für 1,50 Mark.

Hotelanlagen und manche Dörfer sind blühende Gärten. Dafür reicht weder Tau noch Leitungswasser. Überall in den Anlagen liegen schwarze Bewässerungsschläuche, aus denen bei Bäumen und Sträuchern Wasser rinnt. Dieses Nass ist einmal geklärtes Abwasser. Vielleicht erklärt das den eigenartigen Geruch, den du wahrnimmst, wenn der Wind mal nicht kräftig weht. Wo bleibt der Rest aus den Kläranlagen? Da Grundwasser auf dieser Insel nicht zu verderben ist, wird er in einen Vulkankrater gekippt. Schwer vorzustellen, was passiert, wenn dieser Feuerberg wieder ausbrechen sollte.

Das ist so unwahrscheinlich nicht. Die zwei Seismographen der Insel geben zwar für die nächste Zeit Entwarnung. Aber im Nationalpark gibt es eine Stelle, wo du dir in ein Meter Tiefe den Fidibus für die Zigarette anstecken kannst. Sind sich die Inselbewohner dessen bewusst, dass sie im wörtlichen Sinne auf einem Vulkan leben? Und erst die Touristen?

Lanzerote mit seinen 80 000 Einwohnern unterscheidet sich wohltuend von allen anderen spanischen Inseln. Wer Ruhe sucht, kann sie hier finden und zusätzlich ein Labsal für die Augen.

Zu wünschen ist, dass Manriques Geist noch lange lebendig bleibt trotz aller sichtbaren Anstrengungen der Grundstückslobby, ihre Geschäfte

Text und Fotos von Wolfgang Bark, Berlin

http://picasaweb.google.de/wolfgangbark33

Kommentare

Traum

hallo, zu später Stunde Erinnerungen werden wach und halten wach, wenn sie so bildhaft beschrieben wie diese. Danke Herr Bark.